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Max und Emmy Noether: Vertreter einer vergangenen deutsch-jüdischen Hochkultur

Prof. Dr. David E. Rowe

Emmy Noether war schon 33 Jahre alt, als sie 1915 von Erlangen nach Göttingen übersiedelte. Obwohl ihre glänzende Karriere als Algebraikerin erst nach ihrer Habilitation im Jahre 1919 begann, fand ihre mathematische Bildung schon in Erlangen statt. Dort wirkten zwei jüdische Ordinarien, ihr Doktorvater Paul Gordan und der bedeutende algebraische Geometer Max Noether. In Göttingen war Emmy eine Zeitlang in erster Linie als die Tochter Max Noethers bekannt. Heute kennt man ihn hauptsächlich als der Vater von ihr, der berühmten „Mutter der modernen Algebra“. Nur selten aber werden sie mit einander verglichen, trotz naheliegender Indizien, dass Emmy die Werke ihres Vaters eingehend studiert hatte. Wenn wir ihre früheren Arbeiten lesen, fällt es allerdings auf, dass sie doch sehr viel aus ihrer Erlanger Zeit mit nach Göttingen gebracht hat. Gleichwohl wie ihr Vater war sie eine große Gelehrte, eine Mathematikerin, die sehr breite Kenntnisse besaß. Beide waren imponierende Vertreter einer mathematischen Hochkultur, zu der sie als assimilierte Juden fundamentale Leistungen beigetragen haben.