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B.L. van der Waerden als ein Vertreter der Noether-Schule

Dr. Martina R. Schneider

Emmy Noethers strukturelle Auffassung von Algebra verbreitete sich rasch durch das Lehrbuch
Moderne Algebra (1930/31). Autor war der junge niederländische Mathematiker Bartel Leendert van
der Waerden (1903-1996), der u.a. 1924/25 in Göttingen bei E. Noether und 1926/27 in Hamburg bei
E. Artin geforscht hatte, sowie 1927/28 als R. Courants Assistent in Göttingen war. Entstehung, Inhalt
und Wirkung dieses Lehrbuches wurden bereits umfassend analysiert.

Weniger bekannt ist van der Waerdens Wirken auf anderen Gebieten, wie etwa der algebraischen
Geometrie, Topologie, mathematischen Physik, der angewandten Mathematik, Statistik und
Wissenschaftsgeschichte. Inwiefern integrierte van der Waerden den strukturellen Ansatz auch in
seine Forschung jenseits der Algebra? Inwieweit trug er also zu der von Koreuber konstatierten
„kulturellen Bewegung“ innerhalb und außerhalb der Mathematik bei?

Van der Waerdens Beiträge zur gruppentheoretischen Methode in der Quantenmechanik sind für
eine solche Untersuchung prädestiniert, da hier ein originär algebraischer Zugang in der
physikalischen Theoriebildung propagiert wurde. In meinem zweiten Beispiel erörtere ich, ob auch in
van der Waerdens Arbeiten zur Wissenschaftsgeschichte eine historiographische Methode zu
entdecken ist, die dem strukturellen Zugang ähnelt.