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Das Geschlecht der Habilitation

Prof. Dr. Anita Traninger

Bildungsinstitutionen haben sich im Okzident traditionell über geschlechtliche Segregation konstituiert – die Gemeinschaft der Gelehrten war traditionell und bis in das 20. Jahrhundert eine Gesellschaft ohne Frauen. Und nicht nur das, es handelte sich um eine Vergemeinschaftung in expliziter Negation des Weiblichen. Die hindernisreiche Geschichte der Habilitation Emmy Noethers ist einer in einer Reihe von Fällen Anfang, an denen sich der gegenderte Geist der Universität Anfang des 20. Jahrhunderts in aller Deutlichkeit zeigt. Die langhinwirkenden Exklusionsmechanismen der Universität, die nicht zuletzt auf der Konstruktion des Weiblichen als Gegenstück zum männlichen Intellekt gründen, werden daran nicht allein als organisatorische Verfahren, sondern als Ausdruck tiefwurzelnder Phantasmen sichtbar. Nachdem die Habilitation den höchstrangigen Hoheitsbereich der Universität im Hinblick auf ihre Personalentwicklung darstellt, ist es nur folgerichtig, dass sich dort die zentralen Setzungen von deren Selbst- und Wissenschaftsverständnis verdichten und ausdrücken. In dem Vortrag werde ich zeigen, dass es insbesondere die Habilitation und mit ihr die Position des Privatdozenten ist, an der sich die Metaphysik der Institution kondensiert.